Zuchtwertschätzung

Die Verantwortung für gesunde und leistungsstarke Hunde trägt immer der Züchter selbst. Der RCD e.V. sieht seine Aufgabe darin, seine Züchter zu unterstützen und alle Informationen anzubieten, damit diese ihrer Verantwortung auch gerecht werden können. Der RCD hat sich daher entschlossen, auf längere Sicht durch Sammlung der gesundheitlichen Werte eine Zuchtwertschätzung zu ermöglichen.

Zur Zucht eingesetzte Retriever haben beim RCD e.V. vor Ihrer Zuchtzulassung einige Voraussetzungen zu erfüllen. Darüber hinaus verspricht sich der RCD für die Zukunft durch die gesammelten Zuchtwerte einen Einblick in die Vererbungserwartung geben zu können. Es ist nämlich wünschenswert, dass Züchter ihren Blick nicht nur auf den Hund selber sondern auch auf seine Herkunft, die Linien und die Familie werfen und gleichzeitig ebenso die Zuchtwerte im Auge behalten.

Die generelle Strategie einer Zucht, die sich an Zuchtwerten orientiert, ist, dass man von den Zuchtwerten der eigenen Hündin ausgeht. Bei der Wahl der Deckrüden orientiert man sich daran, dass sein Zuchtwerte zur Hündin passen.

Die momentan festzustellenden Zuchtwerte wären zwangsläufig noch nicht besonders aussagekräftig, da wir ja gerade erst beginnen. Die Erkenntnisse werden durch kontinuierliches Sammeln der Daten im Laufe der Zeit aber immer aussagekräftiger. Von Jahr zu Jahr, von Wurf zu Wurf werden es mehr.

Die geschätzten Zuchtwerte reagieren auf die Ergebnisse und variieren und nähern sich dem wahren Zuchtwert daher kontinuierlich an.

Beispiel: Wird im ersten Wurf ein schlechter HD Wert eines Welpen beobachtet, sinkt der Zuchtwert und „warnt“ dadurch zur Vorsicht bei weiteren Paarungen. Vorsicht bedeutet, dass vorsorglich beim Paarungspartner auf einen höheren (besseren) Zuchtwert geachtet werden sollte. Ist in einem zweiten Wurf alles bestens, steigt der Zuchtwert wieder und gibt „Entwarnung“ durch höhere Zuchtwerte.

Die Zuchtwertschätzung ist somit nicht starr, sondern dynamisch, woraus sich wiederum die Notwendigkeit ergibt, sich stets über die aktuellen Zuchtwerte auf dem Laufenden zu halten. Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto genauer kann ein Zuchtwert geschätzt werden und desto genauer weiß man über die zu erwartenden Eigenschaften der Nachzucht Bescheid. Es muss also im Interesse jedes Züchters liegen, so viele Tiere wie möglich untersuchen zu lassen, um so mehr Erkenntnisse über die genetische Veranlagung seines Hundes zu gewinnen.

Wenn es soweit ist, sind die Zuchtwerte als Listen beim Zuchtbuchamt verfügbar und werden Mitgliedern auf Anfrage zur Kenntnis gebracht. Weiterhin steht die Software DOGBASE, allen Züchtern im RCD offen und bietet eine besonders interessante Möglichkeit, Vererbungswege zu analysieren und Paarungsplanungen vorzunehmen. Die Ergebnisse zur Hüftgelenksdysplasie werden laufend eingetragen und die aktualisierten Zuchtwerte stehen sodann den Züchtern und Deckrüdenbesitzern im RCD zur Verfügung. In der Datenbank DOGBASE wird jede Rasse einzeln zusammen gefasst. Jede Neuerscheinung beinhaltet also den jeweils aktuellen Stand. Sämtliche dem RCD angehörigen Zuchthunde sind mit ihren Werten dort verzeichnet.

Ab dem 01.01.2022 ist für alle Zuchthunde im RCD e.V. ein DNA Test erforderlich. Dieses ist eine Identitäts-und Abstammungsbegutachtung, die uns noch mehr Informationen liefern kann. Jedes Mitglied kann seinen Hund ebenfalls bei Laboklin testen lassen. Unsere Datenbank (DNA-Profile) werden zunächst dort geführt, da der TG-Verlag für die neuen DNA-Profile die Speicherungsmöglichkeiten fehlen. Perspektivisch soll dieses jedoch beim TG-Verlag zusammen geführt werden.

D i e P r a x i s

Was bedeutet Zuchtwertschätzung?

Ein gesunder Hund hat nicht zwangsläufig immer gesunde Nachkommen. Dies resultiert daraus, dass der Phänotyp (die Summe aller äußerlich feststellbaren Merkmale eines Individuums) nicht unbedingt dem Genotyp (das genetische Material, das ein Organismus von den Elternorganismen erbt) entspricht. Das bedeutet, dass ein gesunder Hund nicht zwangsläufig nur gesunde Nachkommen hat und aus zwei hochprämierten Elterntieren noch lange keine ebenso hochprämierte Nachzucht hervor gehen muss. Es genügt daher nicht, nur den Zuchtrüden und die Zuchthündin selbst zu betrachten, sondern es muss auch die wahrscheinliche Vererbung dieser Zuchttiere herausgefunden werden.

Was ist der Zuchtwert?

Der Zuchtwert ist eine Zahl, die dem Züchter sagt, wie ausgeprägt bestimmte Merkmale in der Nachzucht sein werden.

Es gibt also für jedes Merkmal einen phänotypischen Messwert (z.B. HD-Grad) und einen genetischen Zuchtwert. Der Zuchtwert beschreibt, welche Wirkung die Gene eines Tieres unter normalen Umweltbedingungen auf ein Merkmal haben, wenn diese mit Genen der restlichen Population kombiniert werden. Der Zuchtwert ist ein Zahlenwert mit beschreibender Aussage: wirken die Gene für ein bestimmtes Merkmal verstärkend oder abschwächend? Bei Krankheiten zeigen hohe Zuchtwerte eine Verstärkung der Krankheitsanlage an, was als unerwünscht anzusehen ist. Das Ziel jedes Züchters ist es, Zuchttiere einzusetzen, deren Nachkommen eine verminderte Krankheitsanfälligkeit zeigen. Eine tiefe Zahl, das heißt ein tiefer Zuchtwert, ist in diesem Fall wertvoll. Zuchtwerte werden als relative Zahlen, im Vergleich mit dem Rassedurchschnitt verstanden. Die Zahl 100 steht für das rassetypische Niveau. Hunde mit Werten über 100 verstärken, Hunde unter 100 reduzieren ein Merkmal. Wenn also ein Hund für HD den Zuchtwert 90 hat, weiß man, dass er die Rasse bezüglich dieses Merkmals verbessern kann, ein Hund mit 110 verstärkt die HD Probleme.

Wie setzt sich der Zuchtwert zusammen?

  • Geschätzter Zuchtwert der Elterntiere
  • Nachkommen aus früheren Würfen der Elterntiere
  • Eigenleistung des betreffenden Tieres
  • Geschwister des betreffenden Tieres
  • Nachkommen des betreffenden Tieres

Warum ist die Zuchtwertermittlung nur eine Schätzung?

Vater und Mutter vererben jeweils die Hälfte ihrer Gene an die Welpen. Die Wirkung dieser Gene wird durch den Zuchtwert beschrieben. Der geschätzte Zuchtwert der Welpen ist demzufolge 1/2 Vater-Zuchtwert plus 1/2 Mutter-Zuchtwert.
Je besser die Zuchtwerte der Eltern sind, um so besser ist der wahrscheinliche Zuchtwert der Nachkommen. Alle Welpen eines Wurfes haben dieselben Eltern. Da aber nicht jeder Welpe dieselben Hälften aus dem väterlichen und mütterlichen Genom erhält, unterscheiden sich Vollgeschwister teilweise genetisch stark. Ob nun ein Einzeltier mehr positive oder negative Gene erhalten hat, kann nur durch Messung der Eigenleistung abgeschätzt werden, also im Fall von HD, wenn die Tiere HD geröntgt werden.
Diese Eigenleistung ergänzt die aus der Abstammung vorliegenden Erkenntnisse. Je nach Erblichkeit des Merkmals kann dieser Eigenwert den Zuchtwert mehr oder weniger deutlich beeinflussen. Werden Vollgeschwister eines Tieres untersucht, ergänzen diese Aussagen den Zuchtwert eines Tieres, aber auch denjenigen seiner Eltern. Zuchtwerte können sich also nach der Eigenbewertung dauernd verändern, auch wenn ein Hund selbst nicht in der Zucht eingesetzt wird. Wenn das Tier in die Zucht kommt, werden mit der Zeit auch seine Nachkommen geprüft. Mit jedem geprüften Nachkommen steigt das Wissen über seinen Zuchtwert. Die Schätzwerte pendeln sich auf das Niveau des wahren Zuchtwertes ein.

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